Welche Nützlinge werden in der Schädlingsbekämpfung eingesetzt?
Als Kammerjäger greifen wir auf wenige bestimmte Nützlinge zurück. Der Einsatz von Nützlingen im Garten ist für uns eher uninteressant und sollte den Gartenprofis überlassen werden.
Nützlinge werden von uns vor allem in Lebensmittelbetrieben oder im privaten Kleiderschrank eingesetzt.
Hierbei kommen vor allem zwei Arten zum Einsatz:
1. Schlupfwespen (
Ichneumonidae) gegen
Kleidermotten und
Dörrobstmotten
2. Lagererzwespen (
Lariophagus distinguendus) gegen verschiedene Käferarten
Lagererzwespen setzen wir vergleichsweise selten und nur in bestimmten Fällen ein. Der Grund liegt in der langwierigen Bekämpfung, welche die meisten Zieltiere wie
Kugelkäfer oder
Messingkäfer erfordern. Für die meisten Kunden ist der Zeitraum weder akzeptabel noch bezahlbar.
Weitere Nützlinge wie Raubmilben oder bestimmte Nematoden setzen wir nur in seltenen Fällen ein, da sie hauptsächlich den Gartenbau betreffen.
Welche Funktion haben Schlupfwespen und Lagerzwespen?
Schlupfwespen gehören zu den Stars der Nützlinge. Die Arbeit mit den Tieren wird vergleichsweise häufig und vielseitig angewendet. Schlupfwespen haben übrigens nichts mit den
gewöhnlichen Wespen zu tun. Sie können weder stechen, noch sind sie mit bloßem Auge erkennbar. Sie werden gerade einmal um die 0,3 mm groß.
Die Nützlinge sollen die Eier der schädlichen Wirtstiere finden und parasitieren. Dadurch entstehen keine neuen Schädlinge, sondern neue Nützlinge. Solange die Schlupfwespen von ihrem Wirt finden, werden sie die Eier auch parasitieren. Sobald alle Eier befallen wurden oder keine mehr gefunden werden, sterben die Schlupfwespen ab. Die einzige Möglichkeit die Eier von Motten oder anderen Insekten abzutöten, biete die
Bekämpfung mit Wärme oder Kälte. Insektizide töten immer nur die geschlüpften Tiere, niemals aber die Eier.
Wie werden Schlupfwespen und Lagererzwespen eingesetzt?
Eingesetzt werden die Nützlinge gegen
Kleidermotten, sowie
Lebensmittelmotten. Dazu werden kleine Kärtchen, sogenannte Trichokarten im Bereich des Befalls ausgelegt. Der Begriff Trichokarte stammt von dem Begriff „Trichogramma“, welches der lateinische Begriff für die Gattung der Schlupfwespen ist. Die Trichokarten enthalten die Eier der Schlupfwespen, noch keine ausgewachsenen Tiere.
Ab einer gewissen Temperatur, meist so um die 15 Grad, schlüpfen wie Wespen und werden aktiv. Die optimale Temperatur der Schlupfwespen liegt um die 25 Grad. Die Tiere suchen anschließend selbstständig nach den Eiern der Motten und fangen an diese zu parasitieren. Es werden eigene Eier in den Motteneiern platziert, wodurch neue Schlupfwespen, aber keine neuen Motten mehr entstehen. Sobald keine Motteneier mehr vorhanden sind, können auch die Schlupfwespen sich nicht mehr vermehren und sterben vollständig ab. Einen Massenbefall durch Schlupfwespen braucht man daher nicht zu befürchten.
Bei Lagererzwespen funktioniert die Vorgehensweise ähnlich. Anstatt einer Trichokarte wird jedodh ein Kunststoffröhrchen eingesetzt. Diese kann entweder offen ausgelegt werden, oder in vorgebohrte Löcher eingesetzt werden. Gerade bei Kugelkäfern ist diese Methode ratsam, da die Käfer sich im Zwischenboden befinden und die Lagererzwespen die Käfer bei einer einfachen Auslegung am Boden wahrscheinlich nicht finden.
Wie oft müssen Schlupfwespen und Lagererzwespen eingesetzt werden?
Die Dauer des Einsatzes hängt vom Befall ab. Je größer das Objekt und je mehr Schädlinge vorhanden sind, desto länger wird ein Einsatz dauern. Bei geringem Befall mit Lebensmittelmotten in der Küche, können einige wenige Einsätze langen. Bei Kugelkäfern kann sich die Bekämpfung mit Lagererzwespen hingegen über eins bis zwei Jahre ziehen.
Die Häufigkeit der Anwendung hängt ebenfalls vom Befall ab, sowie dem Nützling. Schlupfwespen werden in der Regel alle 14 Tage ausgebracht. Lagererzwespen gegen Kugel- oder Messingkäfer hingegen monatlich. Die Intervalle sollten je nach Situation mit dem Schädlingsbekämpfer und/oder Hersteller der Nützlinge abgesprochen werden.
Wann sollte man auf Nützlinge zurückgreifen?
Nützlinge sind relativ einfach einzusetzen und hinterlassen keine Kollateralschäden. Allerdings sollte ein Einsatz immer abgewägt werden, denn nicht immer ist er die bessere Wahl. Geringer Befall von Motten rechtfertigt meist keinen Einsatz von Schlupfwespen. Einfache Pheromonfallen können die Motten wegfangen oder man erledigt sie händisch.
Ein länger zurückliegender Befall mit Motten ist ebenfalls nicht mit Schlupfwespen zu bekämpfen. Da die Tiere die Eier der Motten parasitieren, braucht es entsprechend schon eine „Brutstätte“. Sind keine Eier vorhanden, sterben die Schlupfwespen relativ schnell ab ohne einen Nutzen erbracht zu haben. Eine vorbeugende Bekämpfung mit Schlupfwespen ist daher ebenso wenig hilfreich, wie einen Befall mit wenigen Motten anzugehen.
Sind hingegen mehrere Räume oder gar ein Lager befallen und es fliegen hunderte Motten durch die Wohnung, sind Schlupfwespen eine sinnvolle Alternative zu Verneblung oder teuren Wärmebehandlungen. Die Nützlinge können einfach auf die Befallsherde verteilt werden und die Eier der Motten werden schnell und sicher abgetötet. Je nach Befall kann ein Einsatz aber auch hier mehrere Monate in Anspruch nehmen.