Vorkommen und Erkennen der Gespinstmotten-Arten
Die Familie Gespinstmotten (Yponomeutidae) gehört zur Ordnung der Schmetterlinge. Weltweit gibt es ca. 900 Arten. Die ausgewachsenen Falter der neun in Westeuropa auftretenden Yponomeuta-Arten lassen sich an äußeren Merkmalen nur schwer unterscheiden: sie besitzen weiße Vorderflügel mit kleinen schwarzen Punkten, die Hinterflügel sind braungrau mit gleichfarbigen Fransen. Die Flügelspannweite reicht bis 25mm. Eine Unterscheidung ist jedoch aufgrund ihrer Wirtsspezifität möglich.Entwicklungszyklus der Gespinstmotten
Die meisten Gespinstmottenarten bilden pro Jahr eine Generation. Nach dem Schlüpfen ab Anfang Juli machen sich die Weibchen auf die Suche nach geeigneten Futterpflanzen für ihre Nachkommen. Durch die Abgabe von Sexualpheromonen locken sie Männchen an. Diese sterben bereits nach der Kopulation während weibliche Falter bis zu 60 Tage alt werden können.Eiablage beginnt meist im Juli
Zwischen Mitte Juli und Anfang August legt das Weibchen 1mm lange und 0,7 mm breite Eier in Häufchen von ca. 50 Stück an glatter Rinder von Frühjahrs- oder Vorjahrestrieben meist in Knospennähe an den entsprechenden Wirtspflanzen ab. 3 bis 4 Wochen später schlüpfen die kleinen Räupchen. Gemeinsam überwintern die ca. 1mm großen Larven unter einem bräunlichen Schutzschild bis zum kommenden Frühjahr.Raupen werden durch Gespinste geschützt
Anfang Mai verlassen die Raupen den Schild und fressen nun erst einmal im Inneren von Knospen. Später beginnen die größer werdenden Raupen Blätter der Wirtspflanze zu minieren und erste kleinere Gespinste zu bilden. Die sehr zähen und reißfesten Gespinste halten die Larvengruppen zusammen und schützen die Raupen vor Fressfeinden wie z.B. Vögel aber auch vor Witterungseinflüssen.Raupen fressen vor allem im letzten Larvenstadium
Von Mitte Mai bis Anfang Juni befinden sich die Raupen im 3. und 4 Larvenstadium. Sie wandern nun zu den Triebenden und bauen mit zunehmender Körpergröße immer größere schleierartige Gemeinschaftsgespinste. Mehr und mehr kommt es zum völligen Kahlfraß der Blätter. Die größte Fressaktivität (80%) findet während des letzten Larvenstadiums im Juni statt. Knapp 20 mm groß sind die Raupen, wenn sie ab Ende Juni beginnen, sich in faustgroßen Gemeinschaftskokons im Inneren der Gespinste zu verpuppen.Raupen sind wirtsspezifisch
Die Raupen der verschiedenen Gespinstmottenarten sind eng an ihre Wirtspflanzen angepasst, so dass andere Pflanzen nicht befallen werden. Auf der Suche nach Futterquellen kann es aber vorkommen, dass auch Nicht-Wirtspflanzen mit Gespinsten überzogen werden. Aber auch an anderen Orten können die Raupen auf der Suche nach Nahrung Gespinste hinterlassen: Nistkästen, Zäune etc…Wir haben in folgender Übersicht der wichtigsten, einheimischen Gespinstmotten aufgeführt:
Gespinstmotten-Arten | Wirtspflanzen |
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Pflaumen-Gespinstmotte (Yponomeuta padellus) | Schlehe / Schwarzdorn Eingriffeliger Weißdorn Zweigriffeliger Weißdorn Pflaume / Zwetschge Süßkirsche Vogelbeere Felsenbirne |
Apfel-Gespinstmotte (Yponomeuta malinellus) | Kulturapfel Kulturbirne Holz- / Wildapfel Wildbirne Schneebirne |
Traubenkirschen-Gespinstmotte (Yponomeuta evonymellus) | Traubenkirsche |
Felsenkirschen-Gespinstmotte (Yponomeuta mahalebellus) | Felsenkirsche |
"Rorella-Gespinstmotte" (keine offizielle deutsche Bezeichnung vorhanden) (Yponomeuta rorella) | Silberweide Korbweide Salweide Grauweide und andere Weidenarten |
"Irroella-Gespinstmotte" (keine offizielle deutsche Bezeichnung vorhanden) (Yponomeuta irrorella) | Gemeines Pfaffenhüttchen |
Paffenhütchen-Gespinstmotte(Yponomeuta cagnagellus) | Gemeines Pfaffenhüttchen |
Paffenhütchen-Gespinstmotte(Yponomeuta plumbella) | Gemeines Pfaffenhüttchen |
Sedum-Gespinstmotte(Yponomeuta vigintipunctata) | Großes Fettkraut |
Massenvermehrungen von Gespinstmotten
Alle paar Jahre kommt es zu regionalen Massenvermehrungen. Dies kann ein oder auch mehrere Jahre andauern. Ursache für solche sogenannten Gradationen sind vor allem klimatische Einflüsse und Feuchtigkeit: Milde, schneearme Winter begünstigen das Überleben der kleinen unter dem Schutzschild überwinternden Raupen. Heiße und trockene Sommer begünstigen den Flug der Falter und somit auch die Eiablage, da für die Kopulationsaktivität von Weibchen und Männchen eine nächtliche Mindesttemperatur von 12°C erforderlich ist.Hohe Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeiten dagegen, können das Flugverhalten und somit die Partnersuche der Falter stark reduzieren. Auch die Entwicklung der Raupen wird durch anhaltende Niederschläge beeinträchtigt und führt zu erhöhter Anfälligkeit gegenüber verschiedenen Krankheitserregern, Fraßunlust und Abwanderung auf andere Futterpflanzen.