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5. Juni 2020Tauben gehören zum alltäglichen Stadtbild vieler Groß- und Kleinstädte in Deutschland. Zwar gibt es in der Stadt mehr als ausreichend Nahrung für die Vögel, aber vermeintliche Tierfreunde füttern die Tiere zusätzlich. Dabei ist es mittlerweile fast überall verboten und wird mit hohen Strafen geahndet. Wir klären auf warum Tauben füttern zurecht verboten ist, was die Tiere eigentlich fressen und wie man Tauben besser helfen kann.
Die Stadttaube ist keine Wildtaube
Die verwilderte Stadttaube (Columba livia domestica) geht eigentlich auf die Felstentaube (Columba livia) zurück. Vor rund 5.000 Jahren wurde sie vom Menschen domestiziert und als Brief- und Haustaube eingesetzt. Aus dieser Domestikation sind etliche neue Arten entstanden, die sich nach und nach in unseren Städten angesiedelt haben. Unsere Stadttauben sind somit verwilderte Haustiere, ähnlich unseren Honigbienen. Die Stadtttaube ist demnach keine Wildtaube.Wildtauben unterliegen dem Jagdrecht
Nicht jede Taube, die in der Stadt unterwegs ist, zählt zu den Stadttauben. Es gibt auch diverse Wildtauben, die keinesfalls als Schädlinge deklariert sind. Vor allem die Ringeltaube ist in unseren Städten recht oft anzutreffen. Sie darf während der Zeit vom 1. November bis 15. Januar in Hessen bejagt werden. Die seltener vorkommenden Türkentauben, Hohltauben und Turteltauben habe keine spezielle Jagdzeit.Stadttauben genießen keinen besonderen Schutz
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz sind Wildvogelarten besonders geschützt. Ihre Nester dürfen nicht zerstört werden, noch dürfen sie getötet werden. Ausgenommen sind besondere Gründe, die einer extra Genehmigung bedürfen, wie es auch bei Hornissen der Fall ist. Da man Vögel aber gut vergrämen kann, müssen Sie im Regelfall auch nicht getötet werden.Die Tauben in unseren Städten sind nicht besonders geschützt, da sie nicht zu den Wildvögeln zählen. Daher ist es auch ganzjährig erlaubt Nester und Eier zu entfernen, sowie Taubenabwehr zu montieren.
Stadttaube als Schädling deklariert
In einem richtungsweisendem Urteil des Hessischen Verwaltungserichtshofes vom 1. September 2011 wurde die verwilderte Stadttaube als Schädling deklariert. Demnach dürfen Tauben in bestimmten Situationen getötet werden, unabhängig von der Jahreszeit oder geltendem Jagdrecht. Die Voraussetzung ist dabei jedoch etwas strenger als bei gewöhnlichen Schädlingen wie Schaben oder Ratten.Tauben dürfen nur getötet werden, wenn sie in Schwärmen auftreten und Gefahr für Gesundheit oder Gebäude darstellen. In der Praxis tritt das häufiger auf als das Gericht eventuell vermutete. Dennoch werden Tauben nur sehr selten getötet, die genaue Rechtslage ist zu undurchsichtig, zudem gibt es gute Alternativen wie der Taubenfang oder Taubenabwehr, die ein Töten unnötig machen.
Stadttauben sind Allesfresser
Während die ursprüngliche Felstentaube vor allem Samen und Körner frisst, hat sich die Stadttaube den Gegebenheiten der Stadt angepasst. Demnach frisst sie alles was die Stadt ihr bietet: Vom Bäckerbrötchen über Dönerreste und Burger, nimmt die Tauben alles auf, was sie kriegen kann. Das hat nicht nur Folgen für die Verdauung der Taube, sondern auch für deren Vermehrung. Je mehr Futter die Taube findet, desto mehr Nachkommen kann sie in die Welt setzen. Und natürlich entsteht durch das erhöhte Nahrungsangebot auch mehr Taubenkot, welcher in der Folge unsere Gebäude verziert.Stadttaube brütet ganzjährig
Ein Problem bei dem übermäßigen Nahrungsangebot für unsere Stadttauben ist die Massenvermehrung. Während Wildtauben nur zu bestimmten Jahreszeiten einige wenige Nachkommen großziehen, brütet die Stadttaube ganzjährig.Sie kann bis zu sieben Bruten im Jahr großziehen. Pro Brut werden zwei Eier gelegt, auf das Jahr gesehen macht das pro Taubenpaar etwa 34 Nachkommen. Nach etwa einem halben Jahr werden die Nachkommen wiederum geschlechtsreif und legen selbst neue Eier.
Taubenfütterung führt zu hoher Taubenpopulation
Durch das zusätzliche Füttern von Tauben werden die Probleme von Verschmutzung und Massenvermehrung noch erhöht. Es gibt mehr Tauben und somit auch mehr Taubenkot.Was den allgemeinen Tierfreund eventuell freuen mag, hat aber auch Nachteile für die Taube selbst. Die große Anzahl an Tauben in den Städten führt zu Platzproblemen und unhygienischen Lebensbedingungen. Da die Tauben nicht mehr genügend Nistplätze finden, werden die Jungtauben unter extremen Bedingungen großgezogen.
Verlassene Dachböden oder viel zu enge Nistplätze werden von mehreren Tauben in Beschlag genommen und in relativ kurzer Zeit enorm verschmutzt. Die Jungvögel werden teilweise in den Ausscheidungen der Eltern geboren und sterben aufgrund der unhygienischen Verhältnisse relativ schnell und qualvoll. Diese Zustände möchte sicherlich kein Vogelfreund haben, wird aber durch zusätzliche Taubenfütterung gefördert.
Taubenfutter zieht weitere Schädlinge an
Abgesehen von der Massenvermehrung der Tauben, schafft die Fütterung von Tauben, vor allem an öffentlichen Plätzen, ein weiteres Problem. Durch das herumliegende Taubenfutter werden auch Ratten und Mäuse angezogen.Die Schadnager gehören ebenfalls zum Stadtbild und vermehren sich ähnlich erfolgreich wie die Tauben. Grund hierfür ist ebenfalls das breite Nahrungsangebot. Zwar mag das Taubenfutter nur ein kleinen Teil neben arglos weggeworfenem Müll und Lebensmittellagern darstellen, aber es verschärft die Situation unnötig.
Es kann in jedem Fall auch dazu führen, dass Rattenbekämpfungen im Außenbereich deutlich schlechter laufen. Wenn Ratten regelmäßig frei zugängliches Vogelfutter zur Verfügung haben, werden sie Rattenköder weniger gut annehmen und sich vermehrt im Futterbereich ansiedeln.
Mangelndes Nahrungsangebot durch Corona?
Durch Corona ist in den letzten Monaten deutlich weniger Betrieb in deutschen Städten. Einige Tierschützer warnten infolgedessen vor verhungernden Tauben.Aus unserer Sicht und der vieler Experten ist die Sorge aber unbegründet. Wir sind seit jeher der Meinung, dass ein geringeres Nahrungsangebot lediglich zu weniger Nachkommen von Tauben führt. Zudem bieten unsere Städte auch mit Corona-Beschränkungen immer noch mehr als genügend Nahrung für Tauben und Ratten. Die Beschränkungen könnten lediglich dazu geführt haben, dass es kein Überangebot an Nahrung mehr gibt.
Hohe Geldstrafen für Taubenfütterung
Um die Taubenfütterung einzudämmen haben viele Städte teils stattliche Bußgelder verordnet. Die Strafen reichen von bis zu 200 Euro in Frankfurt, bis zu 5.000 Euro in Hamburg.In Darmstadt gibt es den kuriosen Fall einer damals 56-Jährigen Wiederholungstäterin, die 2017 bei einer Geldstrafe von über 500.000 Euro angekommen war. Fast 20 Jahre fütterte Sie die Tauben, die Geldstrafen stiegen im Laufe der Zeit deutlich an und endeten bei dem Höchstsatz aus Hamburg (5.000 Euro). Es werden also, je nach Gemeinde, unterschiedlich hohe Geldstrafen für das Füttern von Tauben auferlegt. Einen Richtwert gibt es nicht, das Gericht wird den Wert nach Schwere und Situation festlegen.
Ist Tauben füttern auf dem Balkon erlaubt?
Auf öffentlichen Plätzen ist das Füttern von Tauben recht nachvollziehbar verboten. Wie sieht es aber mit dem Privatgrundstück aus? Auch hier gilt das Fütterungsverbot.Gerade auf dem Balkon sollte man Tauben nicht füttern, da man sonst bald ein echtes Taubenproblem bekommt. Die Tauben werden sich nach und nach ansiedeln und vermehren. Schlussendlich hat man einen von Tauben besetzten Balkon, der nicht mehr nutzbar ist. Vor allem als Mieter kann man sich zudem ordentlich Ärger einhandeln. Denn die Kosten für eine Taubenabwehr und Reinigung dürften in solch einem Fall durchaus auf den Verursacher umlegbar sein.
Fazit zum Taubenfütterungs-Verbot
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man Menschen und Tauben kaum einen Gefallen tut, wenn man die Vögel zusätzlich füttert.Sie sind keine bedrohte Art und stehen unter keinem besonderen Schutz. Sie gelten gar als Schädling, wenn auch mit gewissen Einschränkungen.
Durch ein Überangebot an Nahrung entstehen mehr Tauben als unsere Städte Platz bieten. Zudem werden zusätzliche Schädlinge mit Nahrung versorgt, da die Tauben das Futter nicht restlos verspeisen.
Zu guter Letzt entstehen für den vermeintlichen Taubenfreund hohe Bußgelder, die besser in Projekte für Stadttauben investiert wären.
Das Füttern von Tauben ist demnach weder notwendig, noch sinnvoll. Es verschärft die ohnehin prekäre Situation der Stadttauben noch weiter. Selbst viele Tierschützer raten von Fütterungen der Tauben ab. Stattdessen bieten sich alternative Lösungen wie Taubenschläge und eine kontrollierte Futterabgabe an.
Quellen:
BUND Hannover: Artenschutzrecht (zuletzt besucht am 03.06.2020)
Tierschutz Hanau: Felsentauben und Stadttauben (zuletzt besucht am 03.06.2020) DPS 10/2011: Taubenurteil von Kassel (zuletzt besucht am 03.06.2020)
Bußgeldkatalog: Tauben füttern (zuletzt besucht am 03.06.2020)
Stadt Darmstadt: Nahrung für Tauben ist gesichert (zuletzt besucht am 03.06.2020)
FR Online: Teure Taubenfütterung (zuletzt besucht am 03.06.2020)
BUND Hannover: Artenschutzrecht (zuletzt besucht am 03.06.2020)
Tierschutz Hanau: Felsentauben und Stadttauben (zuletzt besucht am 03.06.2020) DPS 10/2011: Taubenurteil von Kassel (zuletzt besucht am 03.06.2020)
Bußgeldkatalog: Tauben füttern (zuletzt besucht am 03.06.2020)
Stadt Darmstadt: Nahrung für Tauben ist gesichert (zuletzt besucht am 03.06.2020)
FR Online: Teure Taubenfütterung (zuletzt besucht am 03.06.2020)